Einleitung
Drei Jahre nach dem Holocaust sollte es allen jüdischen Menschen auf der Welt Schutz und Sicherheit bieten.
Für ein Volk ohne Land endlich eine Heimat sein.
Die Anfänge des Zionismus markieren gleichzeitig auch den Beginn der bis heute andauernden Auseinandersetzungen mit den arabischen Einwohnern und Nachbarländern.
Auch deshalb gehen vielen von uns die Entwicklungen im Nahen Osten so nahe.
Doch Israel ist auch - und vor allem - ein in vielerlei Hinsicht besonderes und einzigartiges Land.
Geschichte
AltneulandVon den zionistischen Anfängen bis zur Staatsgründung
Bild: Jerusalem, um 1900.
Der Wiener Journalist Theodor Herzl hat um 1900 eine Idee: Nur in einem eigenen Staat können die Juden in Sicherheit leben, am besten dort, wo es vor zweitausend Jahren schon einmal einen gegeben hatte: in Palästina.
1902 verfasst er einen utopischen Roman, in dem er eine jüdische Gesellschaftsordnung in diesem Gebiet entwirft.
Der Titel des Werkes: "Altneuland".
Tel Aviv im Jahr 1909 und heute
Nach diesem Buchtitel wird die Stadt Tel Aviv benannt.
Auf dem Foto sind die 66 Gründerfamilien abgebildet. Sie versammeln sich im Jahr 1909 ein paar Kilometer nördlich der arabischen Hafenstadt Jaffa - genau da, wo heute prächtige Boulevards und moderne Hochhäuser stehen.
Rothschild-Boulevard 1910 und heute
Er steht an der Ecke Herzl-Straße/Rothschild-Boulevard und ist nun schon seit 108 Jahren ein beliebter Treffpunkt.
Die Briten sagten den in Europa verrfolgten Juden zu, die "Schaffung einer nationalen Heimat für das jüdische Volk in Palästina" zu unterstützen.
Bild: Mitglieder eines Segelclubes am Strand, Haifa 1930.
Wie hier: die Dizengoff-Straße in Tel Aviv in den 1930er-Jahren.
Innerhalb weniger Jahre verdreifacht sich die Einwohnerzahl Tel Avivs auf 150.000. Für sie muss schnell ein bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden.
Der schnörkellose, funktionale und hochmoderne Bauhaus-Stil ist dafür perfekt geeignet. Abkehr und Neubeginn - auch in der Architektur.
Bild: Die Nahalat-Binyamin-Straße, 1936.
Filmausschnitt: Leben und Arbeiten im Kibbuz Ein Gev.
Die Einwanderer aus Europa, zumeist Intellektuelle, schaffen damit eine klassenlose Gesellschaft mit der Betonung auf Gleichheit und Gemeinschaft.
Der junge Staat sollte auf eigenem Boden aufgebaut werden und am einfachsten dort, wo noch nichts ist. Mit Mitteln des Jüdischen Nationalfonds wird dafür arabischen Großgrundbesitzern viel Land abgekauft.
Er wird im Oktober 1910 von russischen Einwanderern gegründet.
Heute gibt es in Israel und im Westjordanland noch etwa 260 Kibbuzim, in denen etwa 120.000 Menschen leben und arbeiten.
40 Prozent aller Agrarprodukte kommen in Israel aus einem Kibbuz.
Bild: Der Kibbuz Degania 1912.
Der Kibbuz Degania 1912 und im April 2018.
Es entstehen nicht nur landwirtschaftliche Siedlungen und moderne Städte.
1925 wird auf dem Skopusberg ein repräsentatives Gebäude eröffnet: die Hebräische Universität von Jerusalem.
Sie hat bis heute acht Nobelpreisträger hervorgebracht.
Bild: Bibliothek der Hebräischen Universität, um 1925.
Viele von ihnen entkommen nur knapp einer Verfolgung.
Bild: Jüdische Schulklasse in Nesher, 1936.
Immer wieder kommt es zu Aufständen und Konflikten zwischen den europäischen Einwanderern und den palästinensischen Einwohnern.
Bild: Palästina, um 1920.
Staatsgründung
Staatsgründung
33 Staaten stimmen für die Resolution, darunter die ehemalige Sowjetunion und die USA, 13 Staaten stimmen dagegen, darunter die sechs arabischen Mitgliedsstaaten.
Bild: Tel Aviv am 29. November 1947.
Originalmitschnitt: David Ben-Gurion verliest die Unabhängigkeitserklärung.
David Ben-Gurion, der erste israelische Ministerpräsident, verliest deshalb schon am Vorabend, am Freitag, den 14. Mai 1948, unter einem Bild Theodor Herzls die Unabhängigkeitserklärung:
"...Wir reichen allen unseren Nachbarstaaten und ihren Völkern die Hand zum Frieden und zu guter Nachbarschaft und rufen zur Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe mit dem unabhängigen hebräischen Volk in seiner Heimat auf. Der Staat Israel ist bereit, seinen Beitrag bei gemeinsamen Bemühungen um den Fortschritt des gesamten Nahen Ostens zu leisten...
Der Staat Israel ist gegründet. Die Versammlung ist beendet."
Nahost-Konflikt
Und heute?
Was aus dem Vorhaben, friedlich neben- und miteinander zu leben?
Bild: Ölberg/Jerusalem, April 2018.
Heute wachsen - bewässert von Hightech-Anlagen, die das Wasser des Jordan im ganzen Land verteilen - Dattelpalmen, Weizenfelder oder Mandelbäume.
Bild: Landschaft am See Genezareth, April 2018.
Der Streit um Jerusalem ist noch immer ein zentrales Thema im Nahost-Konflikt. Denn sowohl die Palästinenser als auch die Israelis beanspruchen Stadtteile als Hauptstadt für sich.
Bild: Arabische Altstadt von Jerusalem im Morgengrauen, November 2017.
Jeder hat seinen Platz, die Viertel und Straßen sind streng getrennt - und die meisten halten sich daran.
Schulhof im jüdischen Viertel der Jerusalemer Altstadt, November 2017.
Religiöse Aktivisten glauben an ein "göttliches Gebot", das "biblische Land" wieder zu besiedeln.
Im Ostteil Jerusalems und im Westjordanland leben heute etwa 520.000 jüdische Siedler in rund 250 Ortschaften.
Diese Siedlungen sind auch in Israel nicht unumstritten. Viele, vor allem linksintellektuelle Israelis, lehnen sie ab. Sie wissen, dass kaum etwas dem weltweiten Ansehen des Staates Israel mehr schadet als die Besatzungs- und Siedlungspolitik. Dennoch werden illegale Siedlungen in den palästinensischen Autonomieregionen von der derzeitigen Regierung geduldet.
Die Sperranlage entlang der Westbank soll Israel seit 2002 vor palästinensischen Terroristen schützen. Irgendwann einmal, so der Plan, soll die Mauer 709 Kilometer lang sein.
Seit dem Bau der Grenze ging die Anzahl der Terroranschläge tatsächlich zurück. Starben im Jahr 2002 in Israel noch 457 Menschen durch einen von extremistischen Palästinensern verübten Anschlag, waren es zehn Jahre später, im Jahr 2012, "nur" noch 15 Menschen.
Miteinander
Jaffa ist das beste Beispiel, der alte arabische Stadtteil von Tel Aviv.
In Jaffa spricht man nicht von "Araber" oder "Jude", sie sind alle einfach aus Tel Aviv - und stolz auf ihre weltoffene, liberale Stadt.
Seit einigen Jahren zieht der Stadtteil auch immer mehr Künstler aus aller Welt an, in den jahrtausendealten Gassen gibt es mittlerweile zahlreiche Werkstätten und Ateliers.
Und alle sind sich einig: bei Abu Hassan gibt's den besten.
Ausblick
Und sie wird auch nicht gelingen, solange beide Seiten immer nur in die Vergangenheit, anstatt nach vorne blicken.
Deshalb wird das deutsche Verhältnis zu Israel auch immer ein besonderes bleiben.
Konzept und Umsetzung: Sandra Demmelhuber (ARD/BR)
Alle zeitgenössischen Fotografien und Videos: Sandra Demmelhuber
Historische Bilder und Videos: dpa/picture-alliance, World History Archiv, BR-Archiv
Musik:
She'eriot Shel Ha'Chaim - Idan Raichel
Chalomot Shel Acherim - Idan Raichel
HaTikva - National Anthem of Israel
Tradition - Christophe Delabre
Terror Warning - Tony Delmonte, Anselm Kreuzer
Terre oubliée - Pascal Bournet